Was ist Akademische Reitkunst?

Die „Akademische Reitkunst“ findet ihren Ursprung im Zeitalter der Renaissance in Europa. Damals wurden sogenannte Reitakademien gegründet und somit ein Ausbildungssystem für Reiter und Pferd erschaffen. Sie wurde durch die alten Reitmeister, wie z.B. Xenophon, Antoine de Pluvinel, Francois Robichon de la Guérinière und Gustav Steinbrecht begründet.

Heute wird die Reitweise mit dem dänischen Reitmeister Bent Branderup verbunden, welcher sich unter anderem mit den Lehren der alten Meister auseinandersetzte.

Die Ausbildung beginnt vom Boden aus, in dem das Pferd zunächst Stellung und Biegung im Stand und in der Bewegung mittels Kappzaum erlernt. Am Boden werden unter anderem die Seitengänge, wie z.B. Schulterherein und Kruppeherein erarbeitet. Erst wenn das Pferd dazu in der Lage ist mit den Hinterfüßen unter den Schwerpunkt zu treten und sich selbst zu tragen, wird das Reitergewicht hinzugenommen und das Pferd von oben ausgebildet.

Mit der Bodenarbeit verfolgen wir das Ziel unser Pferd zu gymnastizieren und ihm die Hilfengebung verständlich zu machen. Es werden die Grundlagen erarbeitet, welche unbedingt notwendig für die gesamte Ausbildung sind. Auf dieser Basis werden alle weiteren Übungen und auch die Ausbildung des Pferdes unter dem Reiter aufgebaut.

Wir wollen unsere Pferde so ausbilden, dass sie uns ein Leben lang tragen können ohne physische oder psychische Schäden davonzutragen. Das bedeutet, dass wir die Fähigkeit erlernen müssen unsere Pferde fit und motiviert zu halten. Dazu zählt auch, dass wir uns immer wieder selbst reflektieren und Fehler zuerst bei uns suchen und nicht beim Pferd. Es ist auch wichtig, dass man als Reiter Hintergrundwissen besitzt, um z.B. eine klare Vorstellung über bestimmte Bewegungsabläufe zu bekommen. Wenn man geduldig ist und sich Zeit für die Ausbildung seines Pferdes nimmt, wird man ein motiviertes Pferd haben, welches Freude an der gemeinsamen Arbeit hat. Wenn man allerdings zu schnell, zu viel von seinem Pferd abverlangt, wird es die Freude verlieren und es werden sich Fehler einschleichen, die sich durch die gesamte Ausbildung ziehen.

„Mein Pferd ist mein Spiegel, der meine schlechte und gute Laune unverfälscht wiedergibt. Sieh hinein in die Augen deines Pferdes, aber erschrick nicht über die Wahrheit.“

Es geht um die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd. Der Mensch muss seine Hilfengebung, sein Auge und sein Gefühl schulen, um mit dem Pferd eins zu werden oder wie Bent Branderup so schön sagt:
„Um eins zu werden, müssen zwei Geister wollen, was zwei Körper können“

Zum Abschluss möchte ich sagen, dass die akademische Reitkunst für jedermann geeignet ist. Sie verfolgt das Ziel, dass man durch gezieltes Training ein gesundes und zufriedenes Pferd erhält, ob nun durch Bodenarbeit, Handarbeit, Longieren oder Reiten. Ein letztes Zitat von Bent Branderup möchte ich noch anführen, weil es verdeutlicht wofür die akademische Reitkunst steht:
„Die Dressur ist für das Pferd da, nicht das Pferd für die Dressur“

Quelle: Bent Branderup – Akademische Reitkunst / Cadmos Verlag